Künstliche Intelligenz (KI) wird in den Unternehmen längst als größter Innovationstreiber gesehen. Wir haben mit unserem PRIMEPULSE CEO & Co-Founder Klaus Weinmann über die Herausforderungen und Chancen für Deutschland im weltweiten KI-Wettstreit gesprochen.
Redaktion:
KI ist DAS Tech-Thema, das die Wirtschaft aktuell am meisten bewegt. Wo steht Deutschland im internationalen Vergleich?
Klaus Weinmann:
KI steht klar in Verbindung mit Innovationskraft. Wenn man beispielsweise auf die Patentanmeldungen beim Europäischen Patentamt blickt, belegt Deutschland den zweiten Platz. Aber: Die Masse der Anmeldungen aus Deutschland entfällt auf die etablierten Industriebranchen Auto, Chemie und Maschinenbau. Digital ist Deutschland abgeschlagen, da müssen wir besser werden. Positiv ist, dass wir hierzulande bei der KI-Forschung recht gut aufgestellt sind. München ist für sein Ökosystem aus Spitzenforschung, globalen Unternehmen und Tech-Startups ein Erfolgsbeispiel in Europa. Wenn es allerdings um die Anzahl von neuen KI-Startups, -Investitionen oder -Patenten weltweit geht stehen die USA und China deutlich an der Spitze.
Redaktion:
Welchen Vorteil haben die USA, wenn es um KI geht?
Klaus Weinmann:
US-Firmen unterliegen im KI-Wettbewerb weniger bis gar keinen Regulierungen. Ein Gesetz wie den „EU AI Act“ der Europäischen Union gibt es in den USA nicht. Führende US-Tech-Konzerne schaffen ein Umfeld mit immensen Ressourcen und einer Kultur, die Innovation und Risikobereitschaft fördert. Dieses Mindset bzw. die offene Startup-Mentalität und der Zugang zu umfangreichem Kapital befördern Innovationen und wirtschaftlichen Fortschritt.
Das Problem in Deutschland verschärft sich sogar noch: Unsere Wirtschaft läuft nicht mehr rund. In Zukunft werden gerade die deutschen Vorzeigebranchen wie Automobil und Maschinenbau durch Konkurrenz aus China und der Welt noch weiter unter Druck kommen. Umso wichtiger ist doch, dass Forschung und Wirtschaft neue Produkte und Anwendungen entwickeln. Der große Innovationstreiber wird dabei KI sein.
Redaktion:
Was bedeutet das für die Erfindernation Deutschland? Werden wir KI-Champion oder langsam zum Industriemuseum?
Klaus Weinmann:
Deutschland muss seine Stärken ausspielen. Bei der Grundlagen-KI sind wir abgehängt. Aber Deutschland kann KI-Champion bei der Entwicklung von konkreten technologischen Anwendungen werden, also in den Bereichen, wo KI-Anwendungen in der Industrie eingesetzt werden. Denn dort sind deutsche Unternehmen oft führend, zum Beispiel im Maschinenbau. Der Markt und die Chancen sind entsprechend groß (wir berichteten). Ich stimme Rainer Koppitz 100-prozentig zu, dass Deutschland bei Robotik, quasi die Fusion aus Maschinenbau und KI, eine Schlüsselrolle spielen kann und muss, und damit das Potenzial hat, sich an die Weltspitze zu setzen.
Was aber auch zwingend notwendig ist: ein offenes Mindset und ein mutigerer Umgang mit neuen Technologien. Deutsche Ingenieure sind sehr gut darin, bestehende Technologien zu perfektionieren. Das hat viele Jahrzehnte gut funktioniert, reicht aber vermutlich in einer sich immer rasanter verändernden KI-Welt in Zukunft nicht mehr aus.
Redaktion:
Einer kürzlich veröffentlichen Studie des Digitalverbands Bitkom zufolge wünschen sich Deutschlands Unternehmen mehr KI „made in Germany“. Auch das zeigt riesige Chancen für KI-Anbieter aus Deutschland…
Klaus Weinmann:
Eben. Und um dieser Nachfrage gerecht zu werden, muss die Politik bei der Umsetzung des EU AI Acts zwingend mit Augenmaß vorgehen und den Unternehmen ausreichend Handlungsspielraum lassen. Sonst unterbinden wir jegliche Innovationsdynamik, Offenheit und Vertrauen in der Technologie.
Redaktion:
Aktuell konzentriert sich die Euphorie der Investoren bei KI noch auf den Technologiesektor. Wird sich das auch auf andere Branchen ausweiten?
Klaus Weinmann:
Früher oder später werden für Anleger auch die Unternehmen in den Fokus rücken, die mit KI ihr Geschäftsmodell erweitern, neue Kundengruppen erschließen können oder effizienter werden. Genau dafür brauchen die Unternehmen individuelle Anwendungen bzw. auf sie zugeschnittene Lösungen. Das wird auch Chancen für die Unternehmen bieten, deren Produkte oder Services die KI-Transformation ihrer Kunden vorantreiben. Mit unseren PRIMEPULSE Portfoliogesellschaften setzen wir auf genau diese Entwicklungen.
PRIMEPULSE PORTFOLIO FOOTPRINT IN IT, KI/AI und Robotik
AI-Readiness mit CANCOM
AI-assisted Services von SAMHAMMER
KI-Lösungen von CENIT
KI-Robotik von NEURA