Viele mittelständische Unternehmen stehen heute vor drei Herausforderungen: Die Nachfolge ist nicht geregelt, sie finden den Anschluss an die Digitalisierung nicht oder zu spät und tun sich schwer beim Rekrutieren von qualifizierten Mitarbeitern und Führungskräften. Der richtige Partner an der Seite kann dabei helfen. PRIMEPULSE, eine technologieorientierte Beteiligungsholding mit Sitz in München, zeigt, wie Unternehmen diese drei Herausforderungen angehen.
Otto und Grundig. Zwei Sterne des Wirtschaftswunders. Der eine hat früh den Online-Handel entdeckt und ist der einzige überlebende deutsche Versandriese. Der andere wurde von Max Grundig, bis heute Inbegriff des Firmenpatriarchen, in den 1950er Jahren zum CE-Marktführer Europas aufgebaut, konnte später aber nicht mehr mit der Billigkonkurrenz aus Fernost mithalten und verhedderte sich dann auch noch in verschiedenen Videostandards. Ein würdiger Nachfolger war auch nicht in Sicht. Die Rettung brachte erst Philips, dann der deutsche Antennenriese Kathrein, schließlich Beko und die türkische Koç Holding.
Hidden Champion, und dann?
So wie Grundig geht es vielen mittelständischen Unternehmen und den mehr als 1.000 Hidden Champions, womit Deutschland zur Weltspitze gehört. Sie haben ein geniales Produkt entwickelt, sind darin teilweise Marktführer und schaffen es sogar, mit zusätzlichen Services Mehrwert zu generieren. Aber es fehlt ihnen an Mut oder Kraft darauf aufzubauen.
Viele der Wirtschaftswundergründer oder ihre Erben sind , sie finden keinen rechten Anschluss an die Digitalisierung und auch keinen geeigneten Nachfolger, erlebt Klaus Weinmann, Co-Founder von PRIMEPULSE und langjähriger CANCOM-Chef.
Im September 2018 hat Weinmann seinen CANCOM Vorstandsvorsitz abgegeben, um sich künftig als CEO und Chairman ganz der von ihm mitgegründeten Beteiligungsholding PRIMEPULSE SE zu widmen. Diese verfolgt den langfristigen Ansatz, Unternehmen mit technologischem und wirtschaftlichem Potenzial digital aufzubauen und höheren Mehrwerten zuzuführen.
Hunderttausende Nachfolger gesucht
Der Anteil der kleinen und mittelständischen Unternehmen, die schon in den kommenden zwei Jahren die Nachfolge abwickeln wollen, steigt im Jahr 2020 auf sieben Prozent des gesamten Mittelstands, das entspricht circa 260.000 Unternehmen. Für viele wird die Zeit äußerst knapp und die Corona-Krise verschärft die Situation zusätzlich, zeigt das Nachfolge-Monitoring der KfW. Wenn dann noch der Prinz-Charles-Effekt eintritt und die Enkel, wenn es welche gibt, keine Ambitionen haben, den Betrieb weiterzuführen, bleibt oft nur die Liquidation oder Verkauf an die Konkurrenz. Die Belegschaft bleibt dabei allerdings vielfach auf der Strecke, die Idee hinter der Firma auch.
STEMMER IMAGING: vom Kamera-Tool zur Middleware
Ein erfolgreiches Beispiel ist die STEMMER IMAGING AG, die im Zuge der Nachfolgereglung 2017 zur PRIMEPULSE Gruppe hinzugekommen ist. Ende der 1990er Jahre hat Europas führender Anbieter von Bildverarbeitungstechnologien begonnen, Kamerasysteme mit eigenentwickelter Software auszurollen, welche im Laufe der Zeit immer mehr Datei- und Applikationsformate abbilden konnte.
STEMMER IMAGING ist die erste, typische Erfolgsstory eines PRIMEPULSE Members und zeigt, wie die Weiterentwicklung „vom Handel zum Software-Play“, wie es PRIMEPULSE nennt, Grundpfeiler einer erfolgreichen Transformation ist.
Doch auch andere Unternehmen zeigen wie entscheidend es ist, das Kerngeschäft durch weitere Dienstleistungen und Services anzureichern, um auch in der Digitalisierung wettbewerbsfähig zu bleiben.
CANCOM: vom Apple-Händler zum Leading Digital Transformation Partner
Weinmann stand über ein Vierteljahrhundert an der Spitze von CANCOM und hat das Unternehmen von einem kleinen Apple-Partner zu einem der führenden IT-Dienstleister in Deutschland und Europa gemacht.
Vom reinen Handel von mehrheitlich Hardware-Produkten hat das Unternehmen, wie er sagt „den Fokus auf Dienstleistungen gerichtet und von da weiter auf Cloud beziehungsweise Shared Managed Services mit eigener IP“. Heute kaufe CANCOM gezielt Unternehmen hinzu, um auch anorganisch weiter zu wachsen. Aus dem auftragsbezogenen Projektgeschäft, das einst den Schwerpunkt bildete, sind wiederkehrende Einnahmen geworden. Das ist ein wichtiger Weg, den auch die PRIMEPULSE-Beteiligungsunternehmen gehen, wie KATEK zum Beispiel.
KATEK: Elektronik, die den Unterschied macht
Die im Mai 2018 in das Company-Portfolio von PRIMEPULSE aufgenommene KATEK ist heute mit über 2.600 Mitarbeitern und einem Umsatz von über 400 Millionen Euro einer der größten Elektronikdienstleister Deutschlands und Europas. Die Gruppe umfasst neben der KATEK SE in München mehrere Gesellschaften an Standorten in Deutschland und Osteuropa und bietet Hardware- und Software-Entwicklung, Prototyping und Fertigung sowie damit verbundene Dienstleistungen im Markt für hochwertige Elektronik bzw. Elektronikdienstleistungen an.
High Value Electronics sind insbesondere Produkte in den Zukunftsmärkten Tele-Care, eMobility/Charging, Medizintechnik und Solar/Renewables.
Aus sieben mach zehn Prozent Marge
Hat man über organisches Wachstum und die schiere Größe mit Umsätzen in dreistelliger Millionenhöhe schon eine gewissen Marktstellung erreicht, gibt es mehrere Stoßrichtungen, um auf höhere Margen zu kommen, so Weinmann. Die eine laufe über mehrwertschöpfende Dienstleistungen, eine andere über anorganisches Wachstum (Marktkonzentration) oder Akquisitionen, die zudem auch ein erprobtes Mittel seien, sich wichtige Fach- und Führungskräfte zu sichern.
Das bringe die Marge unterm Strich vielleicht von fünf auf sieben oder acht Prozent beispielsweise. Damit gäben sich viele Unternehmen schon zufrieden – „und es verlässt sie oft auch der Mut für eine noch höhere Wertschöpfung“, so Weinmann. Doch bei PRIMEPULSE bestärkt man die Firmenbeteiligungen in ihrem Potenzial. Wenn es heißt, die Marge von zehn statt der gewohnt guten sieben Prozent sei viel zu ambitioniert, setzen sie sich mit den Managern zusammen und überlegen, wie diese Ziele gemeinsam erreichen können.
Auf die richtigen Köpfe kommt es an
Der Weg führe immer über die Digitalisierung, das Change Management, das beim Mind Set ansetzen muss, sowie über Dienstleistung und Software, die einen konkurrenzlosen Mehrwert bieten und die es den Kunden wert sind, entsprechend zu bezahlen. Dazu müssen aber zwei Voraussetzungen erfüllt sein: Das Unternehmen muss ausreichend Potenzial in Form von Technologien und die richtigen Köpfe an Bord haben, welche anschließend auch in der Lage sind, dieses Potential auszuschöpfen.
Was das Thema Fach- und Führungskräfte angeht, sieht sich PRIMEPULSE sehr gut aufgestellt. „Viele mittelständische Unternehmen, besonders in ländlichen Regionen, haben große Schwierigkeiten, an Spitzenleute heranzukommen. Wir verfügen dagegen nicht nur über die nötige Erfahrung, Unternehmen in spannenden Geschäftsfeldern weiterzuentwickeln und -auszubauen, sondern auch über ein großes Netzwerk von Top-Managern, das Mittelständlern meist verwehrt ist“, betont Weinmann.
Quelle Titelbild: Fauxels on Pexels